Eine Tourenwoche im Wallis unter Coronabedingungen

Wir trafen uns am Samstag, den 08.08.2020 im Hotel Moulin. Die Wiedersehensfreude war riesig und wir hatten viel zu erzählen.

Wanderung zur Britanniahütte (3.030 m) mit der „Lose-Rolle-Übung“

Lose Rolle

Am nächsten Tag, einem warmen Sonntag mit wolkenlos blauem Himmel, starteten wir mit dem Bus von Saas-Grund zur Endstation an die Staumauer des Mattmark-Stausees in rd. 2.200 m. Von dort gelangten wir in ca. 4 Std. Gehzeit zur Britanniahütte. Schwierigkeit: T4. Auf dem Weg dorthin überquerten wir den Allalin- und Hohlaubgletscher, auf denen wir eine Gletscherspaltenbergung mit Hilfe der „Lose-Rolle-Übung“ - ohne wirklich in einer Spalte zu sein - simulierten. Egbert half uns bzgl. der Ausrüstungserläuterung und dem Vollzug der Übung anschaulich auf die Sprünge. Es war alles nachvollziehbar und wir haben uns hoffentlich möglichst viel gemerkt. An dem Tag entsprach unsere Stimmung dem Kaiserwetter.

Britanniahütte

Es gibt noch zwei Helden in Sachen Kraft, Ausdauer und Empathie für diesen Tag zu erwähnen. Geplant war es, die letzte Gondelbahn von der Mittelstation um 16 Uhr zu erreichen. Leon und Marc halfen dabei Thomas, so dass er Punkt 16 Uhr zu der wartenden Gruppe dazustoßen konnte. So endete mit der Talabfahrt nach Saas-Fee für alle wohlbehalten dieser erste gemeinsame Wandertag.

Thomas Esch

Weissmies Normalweg (4.017 m)

Schneeschichtung

Angespornt von der Wettervorhersage, welche für die zweite Wochenhälfte Regen ankündigte, brachen Egbert und Leon schon am Montag mit der frühen Gondel zum Weissmiesgipfel auf. Knapp tausend Höhenmeter durch Eis führte Egbert die Zweierseilschaft von Hohsaas über den Triftgletscher bis elf Uhr zum Gipfel. Die als wenig schwierig vermerkte Route bot zahlreiche tiefe Spalten, manche hohe Eiswand und einzeln vereiste Steilstücke. Leon konnte hier von Egberts Erfahrung und Ruhe profitieren. Trotz guter Laufzeit kamen schon eine halbe Stunde vor der Picknickstelle auf 4.017 m die Mountain Runner auf leichten Grödeln entgegen gehopst, als hätte man sich selbst das Leben und den Rucksack unnötig schwer gemacht. Oben konnten die beiden sich dann dank gutem Wetter Zeit lassen und Leon in Ruhe und überglücklich seinen ersten 4000er dokumentieren. Der Abstieg ging flott vonstatten in nun knieschonend weichem Schnee - um eins saß man schon wieder mit Rivella an der Bergstation.

Leon Alscher

Jägihorn-Südgrat

Für die diesjährige Wallis-Fahrt war es mein Wunsch, den Jägihorn-Südgrat „von unten“, also mit der Schlüsselseillänge über den Turm zu klettern. Mit Leon, einem jungen guten Sportkletterer vereinbarte ich, dass er die Seillänge am Turm klettert. Von meiner Seite kam die Erfahrung in alpinen Mehrseillängenrouten.

Bei bestem Wetter starteten wir am 11.08.2020 und schon in den ersten Seillängen war Leon so begeistert, dass wir gleich überschlagen kletterten. Passend am Turm übernahm Leon den Vorstieg und kam flott und ohne Probleme hinauf. Für mich war die Stelle knifflig aber machbar; das Seil „von oben“ beruhigte ziemlich. Der Rest der Tour war Plaisir und flott geschafft, so dass wir noch ausgiebig die tolle Aussicht am Gipfel genießen konnten.

Sabine Mönnig

12 Seillängen Weitblick – die Panoramaroute auf das Jägihorn

Jägihorn (3206 m)

„Panorama“: Ihren Namen verdient diese Mehrseillängenroute auf das Jägihorn mit Sicherheit. Über 12 Seillängen zieht sie sich knapp 400 Meter auf den 3206 Meter hohen Gipfel. Dabei bietet sie fast durchgehend einen beeindruckenden Weitblick auf die in der Ferne liegenden Gletscher.

Plattenkletterei am Jägihorn im 5. Grad

Egbert hatte diese Route somit aus gutem Grund vorgeschlagen und Leon, Christian und mich sofort für den Plan begeistert. Nach dem etwa einstündigen Zustieg von der Station Kreuzboden waren wir bereits gut aufgewärmt. Gelegen an der Südostwand des Berges bot uns die Route dann über viele Stunden Sonnenschein und trockenen Fels. Die Seillängen bewegen sich an ihren schwierigsten Stellen im fünften Grad, teilweise sind sie jedoch über 40 Meter lang, so dass man Egbert und Leon, die die Route vorstiegen, zwischendurch bisweilen aus den Augen verlor. Dann dauerte es bis zum nächsten Standplatz, um sich wieder zu treffen und über die nächste Etappe auszutauschen. Auch einige besonders schöne – und ausgesetzte – Standplätze finden sich in der Panoramaroute. Hier gab es kaum genug Platz für beide Füße, dafür einen umso beeindruckenderen Blick.

Am Gipfelkreuz saßen wir nach dem erfolgreichen Aufstieg nur noch kurz, dann ging es joggend an den Abstieg, um die letzte Bahn ins Tal zu erreichen. Damit endete für uns vier ein spannender und abwechslungsreicher Plaisir-Klettertag und für Christian und mich unsere Premiere im alpinen Mehrseillängen-Klettern. Danke an unsere Seilpartner!

Christina Hof

Akklimatisierungsrunde über den Antronapass zur Jazzilücke und zurück zum Mattmarkstausee

Am 10.08.2020 fuhren Marc, Humberto, Sabine und ich mit dem Postbus nach Saas-Almagell und nahmen dort die 1. Bergbahn hinauf nach Furggstalden. Ein kurzer Abstieg folgte und dann ging es gemütlich hinauf bis auf ca. 2.300 m Höhe zum Start unserer Rundwanderung. Zu Beginn unterstützte uns der warme Sonnenschein beim Aufstieg in steilen Serpentinen bei der individuellen Schweißproduktion. Im weiteren Verlauf zog sich der Weg in einer urtümlichen Landschaft weit oberhalb des Talwegs in Richtung Antronapass dahin. Je näher wir dem Pass kamen, umso trüber und kühler wurde das Wetter. Bald versteckte sich auch das Stellihorn, mit 3.436 m auch ein lohnendes Tagesziel, in den Wolken und sagte uns „Heute nicht, Freunde!“. Kurz hinter dem Antronapass (2.838 m) fing es an zu regnen, zum Glück nur leicht und ohne Gewitter. Anderenfalls wären die Seilversicherungen und ausgesetzten Passagen in Richtung Jazzilücke (3.081 m) äußerst heikel geworden. Nach dem steilen Abstieg ins Ofental rasteten wir nur kurz, da es rundherum immer wieder donnerte. ½ h später fing es dann ausgiebig zu regnen an. Der Dauerregen begleitete uns ca. 1,5 h bis zur Busstation am Mattmarkstausee. Der Test meiner Regenbekleidung war erfolgreich – ich kam ziemlich trocken an, meine Mitstreiter nicht, da in ihren winzigen Leichtrucksäcken kein Platz für die Regenhosen gewesen war. Insgesamt legten wir in knapp 7 h fast 21 km zurück mit etwa 900 Hm im Auf- und 1100 Hm im Abstieg. Es war ein gelungener Tag zur Akklimatisierung und eine wunderschöne Wanderung.

Gisbert Bandrock

Drei Hünen und die verwunschene Bergsteigerin – Weissmies-N-Flanke-Versuch

Leiter über eine Gletscherspalte
auf das Weissmies

Es war einmal eine kleine, blonde Frau, die verweigerte sich jedem Manne, gehörte ihre reine Liebe doch allein den hohen Bergen.... Nun war eine böse Fee in und um Saas-Fee, die neidete der kleinen Alpinistin diese reine Liebe und sie verwünschte sie:

Freude und Glück sollten erst wieder ihr gehören, wenn sie DREI ausgesprochen große oder/und schwere Männer auf das Weissmies über die morsche N-Flanke führen könne. Die BG Frankfurt hatte durchaus solche Helden aufzubieten! So ergab es sich, dass HUMBERTO (ca. 100 kg und einem sympathischen Riesen gleich), ANDREAS (schlank und an - auch innerer- Größe nicht zu überbieten) und HERBERT (ein charmantes, alpinistisch erfahrenes Schwergewicht) sich mit einem langen Seil hinter die kleine verzauberte Frau banden.

Auch damals herrschte schon der Grundsatz, dass alle umdrehen, wenn auch nur eine Person Zweifel am Weitersteigen hegen sollte. Dies allerdings immer nach einer ruhigen Bedenkzeit und Aussprache, also nie im Affekt. Der ruppige Zustieg gelang problemlos, der anschließende Gletscher der N-Flanke war bedenklich aufgeweicht. (+8°C am Gipfel waren erwartet!).

In unzähligen, steilen Spitzkehren und fast permanentem Absturzgelände eroberten sie Terrain. Wie oft musste über das Seil gestiegen werden, dabei immer in Koordination mit den anderen am Seil! Oft waren also zwei oder gar drei Bergsteiger in unterschiedlichen Kehren beschäftigt; tief versank der Eispickel im viel zu weichen Schnee. Vermutlich wären beim Ausgleiten einer Person alle mitgerissen worden. 20 m lang unter der Oberlippe einer Spalte schleichend, tropfte das Schmelzwasser in die Nacken. Plötzlich verschwand die alte Spur: Ein dicker Serak hatte sie vor 3 Tagen verschüttet. Dafür half nun eine nagelneue Holzleiter fast senkrecht empor. Hier nun trat einer der Bergsteiger vor und äußerte seine Bedenken, den Gipfelsieg in sinnvoller Zeit zu erringen. Wie ausgemacht, gab es eine kurze, klare Aussprache. Die Argumente waren: Weicher Schnee, späte Zeit, dadurch noch unsichereres, spaltiges Gletschergelände und nicht alle waren gleich geübt mit dem Seilmanagement und dem Steigeisengehen in unterschiedlicher Eisqualität. Leidenschaftlich kämpfte die verwunschene Frau ums Weitergehen, wähnte sie doch die Erlösung so nahe... Doch Abmachungen müssen eingehalten werden! Ein ruhiger, geordneter Rückzug voller Konzentration und in gelöster, jedoch nicht ERLÖSTER Stimmung, brachte die drei Hünen und die Kleine in freundschaftlicher Stimmung in sicheres Gelände; waren doch alle mit dem Entscheid zufrieden, nur die verwunschene Bergsteigerin haderte heimlich, muss sie nun doch wieder EIN ganzes Jahr auf die Erlösung warten....

Die verzauberte Sigune

Allalinhorn: Berggipfel über den Normalweg als Gletscher-Einstiegstour

Sigune auf dem Allalinhorn

Christian und Christina, aus der Sektion Frankfurt zum ersten Mal dabei in Saas-Grund, sowie Andreas und Humberto, beide auch im letzten Jahr mit von der Partie sowie Sigune aus Freiburg und ich (Herbert) aus dem Taunus einigten uns nach dem Abendessen das Allalinhorn auf dem Normalweg  gemeinsam in zwei Dreier-Seilschaften anzugehen.

Das Allalinhorn ist ein formschöner lohnender Gipfel mit 4.027 m Höhe, der sowohl von Saas-Grund und auch von Saas-Fee wirklich schön anzusehen ist.  Der Gipfel erhebt sich im Mischabelkamm zwischen Saastal im Osten und Mattertal im Westen und gehört zu der nach ihm benannten Allalingruppe, mit Alphubel sowie Strahl- und Rimpfischhorn, drei weitere Viertausender.  Er zählt zu den meistbestiegenen Viertausendern der Alpen, nicht zuletzt, da die Metro Alpinbahn bis auf etwa 600 Höhenmeter an den Gipfel heranführt.

Nach zeitigem und guten Frühstück im Hotel Moulin, Busfahrt nach Saas-Fee, Gondelfahrt zum Felskinn und Umstieg in die Metro Alpin sowie Ankunft am Mittelallalinhorn haben wir jetzt schon eine stattliche Höhe von 3.450 m erreicht.  Es verspricht ein schöner Tag zu werden, die Sonne scheint, der Himmel ist blau, fast keine Wolken, die Sicht auf den Berg ist gut, keine Eiseskälte. So begeben wir uns auf den Weg, einige Skipisten überquerend sanft ansteigend zum Einstiegspfad auf das Allalinhorn. Uns treibt keine Eile. Am Einstieg seilen wir uns an. Christian und Christina zeigen uns noch den Schmetterlingsknoten als Bremsknoten fürs Seil. Man lernt nie aus! Es geht nun in Kehren, mal mehr und weniger steil auf das Feejoch zu. Die vor ein paar Jahren aufgestellte breite Holzleiter über eine offene Gletscherspalte ist dieses Jahr fast ganz eingeschneit und wird nunmehr im Auf- und Abstieg umgangen. Vom Feejoch, 3.828 m hoch, machen wir eine Trinkpause und genießen das wunderbare Panorama zum Feekopf, Alphubel, Matterhorn und in der Ferne noch einige prägnante Berggipfel. Auch der noch vor uns liegende Aufstiegspfad und der Gipfel des Allalinhorns, alles ganz in glitzerndem Weiß durch die Sonne, ist ein schöner Anblick. Noch ist die Sicht klar, aber es bilden sich um die Gipfel schon einige Wolken. Andreas drängt zum Aufbruch weiter zum Gipfel. Interessant ist heute, dass nicht allzu viele Seilschaften unterwegs sind wie in den Vorjahren. So hat auch die Coronazeit ihr Gutes!  Das letzte Aufschwungstück vor dem Gipfel, der Gletscher ist hier durch die Klimaerwärmung ausgeapert und auf dem gefrorenen Felsschiefer ist vorsichtiges sauberes Gehen gefordert. Die Seilschaft mit Sigune, Christina und Christian erwartet uns schon. Bevor die Fernsicht noch schlechter wird, begeben wir uns noch auf den schmalen Gipfelgrat zum Gipfelkreuz und freuen uns gemeinsam über den schönen Tag und das Gipfelglück. Bergheil - Sigune, Christina, Christian, Humberto, Andreas und Herbert.

Herbert Schulz

Allalinhorn (4.027 m) über den Hohlaubgrat (14.08.2020)

Allalinhorn (4027 m)

Am Dienstag haben wir den Aufstieg über den kurzen Normalweg zum Gipfel gemacht. Im Saas-Tal gibt es so wenig 4000er, dass ich ein zweites Mal diesen Gipfel machen muss. Aber wir nehmen eine alternative Route, weit von Touristen und Skifahrer entfernt. Wir haben uns für den Nordostgrat, den Hohlaubgrat, entschieden. Wir planen die Hochtour als eine Tagestour. Wir werden am „Bahnloch“ der „Metro Alpin“ aussteigen. So sparen wir etwa 200 Höhenmeter gegenüber dem Aufstieg von der Britanniahütte und wir kommen ziemlich direkt auf den Grat.

Ich mache mir über zwei Ungewissheiten Gedanken, dass der Wetterbericht mögliche Schauer vorhersagt und der Abstieg aus dem „Bahnloch“ könnte sich, besonders auf nassen Felsen, als kompliziert erweisen. Wir lassen uns nicht von diesen Gedanken einschüchtern und wir machen uns fröhlich auf die Socken. Es scheint mir, dass dieser Ausgang die Tour interessanter macht, weil man das Gefühl hat, als ob man aus einer Mine herauskommt.

Auf dem Hohlaubgrat zum
Allalinhorn

Über das steile, felsige Blockgelände steigen wir ca. 50 Höhenmeter bis zum Allalingletscher ab. Wir seilen uns ein, dieses Mal zu zweit, Egbert vorne und ich hinten. Wir überqueren den Gletscher, da wir über den vor uns liegenden Grat aufsteigen. Hier ist der Gletscher recht eben, keine bedrohliche Spalte unterbricht die Durchquerung. Die Sonne begrüßt uns.

Die Besteigung des Hohlaubgrats machen wir in flottem Tempo und mit knappen Pausen kompromisslos. Auf dem Grat kommen wir gut voran. Der Schnee hält noch. Es wird neblig und die Gipfelfelsen kommen in Sicht. Nach anspruchsvollem Aufstieg kommen wir zu einer Felsenwand (nach meiner subjektiven Beschreibung). Wie kommt man hoch? Die Antwort ist einfach, und zwar: klettern. Keine Zeit zu denken. Einfach hoch. An einigen Stellen zögere ich. So lernt man. Letztlich bin ich gut gesichert. Glücklicherweise dauert diese spannende Kletterei nur kurz. Danach erkenne ich die letzten verschneiten Meter des Allalimhorns, die uns zum Gipfel führen.

Der Abstieg über den Normalweg verlief lieblich und genussvoll.

Humberto Carrasco Ancochea

Wanderung zum Monte Moro Pass

Madonna am Monte Moro Pass

Am Freitag machten sich Sabine, Sigune, Herbert und ich auf zu einer Wanderung zum Monte Moro Pass (2.851 m). Dieser liegt am südlichsten Ende des Saastales und verspricht bei guten Bedingungen beste Aussicht auf die Monte Rosa Ostwand. Die ersten 45 Minuten geht es am Stausee Mattmark vorbei, dann folgt der Anstieg zum Pass, welcher insbesondere auf den letzten 400 hm sehr gut, manchmal schon fast treppenmäßig durch das felsige Gelände ausgebaut ist. Flott waren wir oben und gesellten uns zur goldenen Madonna, welche aufgrund Ihrer großen Höhe schon von Mattmark aus zu sehen ist. Bei überwiegend bedecktem, manchmal sonnigem Wetter zeigte sich der Monte Rosa mit der Dufourspitze nur gelegentlich und dann in Teilen. Die Tour endete mit Kuchen (was sonst?) im Restaurant Mattmark.

Andreas Müssig

Zwei reizvolle Tummelplätze: 1) Blind und barfuß 2) Diffizile Romantik: Feechi

Auf der Suche nach Aktivitäten für Körper, Geist und Seele, wenn kein Hochtouren-Wetter ist, sind wir fündig geworden! Marc entdeckte die geneigte Reibungsplatte von ca. 8 m Höhe mit Routen von 5a – 5b. Recht Zuschauer-affin liegt sie direkt am Kapellenweg von Saas- Grund nach Saas-Fee nahe der 2. Station.

Für Ungeübte ist die Reibung schon ein heikler Tanz im Abschmierbereich. Marc jedoch besann sich seiner evolutionsbiologischen Wurzeln und eroberte tatsächlich barfuß das Terrain, während sich unser Jüngster, Leon, die Augen verband und blind tastend und schleichend hinaufrobbte. Gisbert und Sigune, Christina und Christian traten offenen Auges und Vibram-bewährt diverse Routen an. Ein schöner, spielerischer Platz!

Sigune war einige Tage vor der Hauptgruppe in Saas-Grund und erkundete mit dem MTB die Gegend....Irreführende Schilder und Topos am Weg lockten zu einem Klettergarten mit vielen, meist schweren Routen, nur war dieser Hotspot einfach nicht zu finden. Mit etwas Spürsinn durch die Büsche dicht an einem Schluchteingang entlang, öffnete sich jedoch bald das sprichwörtliche Paradies für Kletterer:

Romantisch offenbarte sich eine versteckte Schlucht mit 30 bis gar 50 bezeichnete Einseil-Längen-Routen, wenige 4a, einige 5er, viele schwere bis 8b mit ca. 25 m Maximallänge. Alle waren begeistert über diesen Klettergarten Feechi, allein die Verständigung war durch die wilde Feevispa recht schwierig.

Beim Camping Saas-Grund nahe Hotel Adler zur Schlucht, an der Hinweistafel nicht verzagen, sondern stracks durch Buschwerk am orografisch linken Ufer in 2 min bis ins Paradies.

Sigune Bartsch-Gollnau

Alphubel (4.206 m) über Feechopf

Feekopf, Alphubel, Täschhorn
und Dom (von links)

Nachdem die Vorhersage an den Vortagen unbeständiges Wetter prognostiziert hatte, waren für den Abreisetag (Samstag, 15.08.2020) beste Hochtourenbedingungen vorhergesagt. Diese Chance nutzten wir - Egbert, Gisbert und Christian - um die Besteigung des Alphubels über den Feechopf in Angriff zu nehmen.

 

Karawane zum Allalinhorn

Der “Aufstieg” bis Mittelallalin per Alpin-Express und Metro-Alpin ging schnell und unkompliziert. Nachdem wir von dort die Skipisten überquert hatten und in den Gletscher eingestiegen waren, fanden wir uns in einer ganzen Schlange von Seilschaften wieder - wir waren nicht die einzigen, die das gute Wetter nutzen wollten! Dieser erste Teil unseres Weges gehört auch zum Allalinhorn-Normalweg, und so hatten wir Glück, dass ein Großteil der Bergsteiger am Feejoch zum Allalinhorn abbog. Uns dagegen zog es über den Felsgrat zum Feechopf.

Christian, Gisbert und Egbert
am Ziel

Der Grat erforderte nur leichte Kletterei, jedoch sehr ausgesetzt und nicht immer waren alle Steine fest! Diese Passage gingen wir ohne Steigeisen und “mit laufendem Seil”. Ein sehr schöner Teil des Weges, leider viel zu schnell vorbei. Nach der Überquerung des Feechopf bei einer kurzen Rast dann schon dieser grandiose Ausblick, wie später am Gipfel erneut: Castor und Pollux, Breithorn und Matterhorn, um nur einige zu nennen. Fantastisch!

Der Rest des Aufstieges über den Feegletscher verlief unproblematisch und so konnten wir uns am Gipfel eine ausgiebige Brotzeit und Fotosession gönnen. Und Kraft tanken für einen rasanten Abstieg: Vom Gipfel auf 4.206 m zur Seilbahn an der Längfluhhütte auf 2.869 m in weniger als 1,5 h - hier war einiges an Konzentration und Koordination gefragt.

Fazit: Am Abreisetag ist die Walliswoche noch lange nicht vorbei! Für uns drei ein super schöner Abschluss und die Strapaze der späten Heimreise nach Frankfurt allemal wert.

Christian Klein

Lagginhorn Normalweg (4.010 m)

Kreuzboden Triftalpe

Für den letzten Tag hatten Leon und ich eine Bergbesteigung ohne Gondelunterstützung geplant. Da die Kameraden bereits am Samstagmittag heimwärts wollten, hatten wir die Bergschuhe, Steigeisen und warme Sachen bereits am Vortag auf dem Westgrat auf ca. 3000 Meter deponiert. So konnten wir kurz vor halb vier in Zustiegsschuhen und ganz leichtem Rucksack den steilen Waldweg vom Hotel in Saas-Grund zur Triftalp hinauf steigen. Es war relativ feucht doch mild. Noch vor der Mittelstation Kreuzboden sahen wir die Lichter der Bergsteiger, die von den Weissmieshütten zu Fletschhorn, Lagginhorn und Weissmies aufstiegen. Als wir die Hütten erreichten machten wir eine Frühstückspause und erlebten diesen magischen Moment, wenn die Sterne langsam verblassen und die Dunkelheit der Nacht dem neuen Tag weicht. Dazu verschwanden die letzten Nebelschwaden im Tal und es erwartete uns ein wunderschöner Tag. Wir stiegen entlang der Moräne auf, bis wir nach dem Klettergarten den felsigen Gratrücken betraten. Problemlos fanden wir unser Depot und zogen unsere Bergschuhe an. In schöner Kletterei ging es den breiten Blockgrat hinauf. Die letzten zweihundert Höhenmeter zogen sich dann doch … Auf dem Gipfel erwartete uns nicht nur die Sonne, sondern auch ein faszinierendes Alpenpanorama. Nach kurzer Rast stiegen wir über die Gletscherreste nach Hohsass ab und erreichten gegen zwölf Uhr mit der Gondel zufrieden das Tal.

Marc Hermes

Resümee

Trotz der Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus ist es uns gelungen eine einmalige und nicht wiederzubringende Tourenwoche zu veranstalten. Die Aufgabe bestand darin, individuell mit der Akklimatisation der Teilnehmer und der Wettervorhersage angepasste Touren mit den Zielen vom Tal aus zu kombinieren. Die Anstiege waren zum Teil neuartig und boten den alten Hasen, die die Seilschaften führten, immer wieder überraschende Momente. Der Schnee auf den Gletschern war bombig und stets trittfest. Die Teilnehmer kamen alle gesund zurück. Hier mein Dank für die tollen Tourenberichte, die nur einen Teil der Aktivitäten wiedergeben können.

Für den August 2021 haben wir das nächste Highlight im Wallis geplant. Wir werden die Gipfel der Spaghetti-Runde, mit u.a. Breithorn, Pollux, Castor, Liskamm, Schwarzhorn, Balmenhorn, Vincentpyramide, Signalkuppe, Zumsteinspitze, Dufourspitze und Nordend usw. überschreiten. Dabei werden die jeweilige Form und Fitness in einer A- und B-Gruppe berücksichtigt. In Saas-Grund werden wir nur kurz für eine Akklimatisationsphase sein.

Egbert Kapelle

Bilder: Teilnehmer

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