Bergfahrt auf die Ravensburger Hütte

Murmeltiere, so weit das Auge reicht, und wie kommt ein Piratenschatz in den Alpsee?

Mit sechs Familien – neun Kinder und elf Erwachsenen – wollten wir uns davon überzeugen und machten uns auf eine spannende Woche in den Bergen gefasst...

Der erste Tag stand unter dem Motto: wie kommen wir alle komplett, mit Gepäck und Personenanzahl, auf die Ravensburger Hütte. Nach den kleinen Anlaufschwierigkeiten mit Bus-vor-der-Nase weg fahren und liegengelassenem Gepäck im Bus, kamen wir schlussendlich alle am Parkplatz am Spuller See an. Dort verluden wir unsere Habseligkeiten in den Gepäcktransport und machten uns zu Fuß auf zur Hütte. Zu Beginn ging es über die Staumauer und anschließend über einen schmalen Pfad 1 ½ Stunden bergauf und bergab zur Ravensburger Hütte. Schon auf den letzten Metern hießen uns die ersten schrillen Murmeltierpfiffe willkommen. Das Versprechen „Murmeltiere“ sollte also schon mal in Erfüllung gehen!

Auf der Hütte angekommen, bezogen wir zuerst unsere Zimmerlager - jede Familie bekam ihr eigenes kleines gemütliches Reich. Und anschließend, draußen von der Terrasse aus, konnten wir  schon die ersten Exemplare der vielen Murmeltiere der Gegend begutachten.

Dann war es auch schon bald Zeit fürs Abendessen und auch hier sollte sich das Versprechen „So schmecken die Berge“, oder umformuliert „in den Bergen schmeckt es lecker“ bewahrheiten.

An diesem ersten Abend hießen uns auch noch die weiteren Tiere der Umgebung willkommen. Mit Gebimmel kamen viele Kühe den Hang zur Hütte hoch und plötzlich galoppierte ein großes schwarzes Pferd heran - Black Beauty oder doch eher Fury? Und auf einmal stand da noch ein Esel. Schweine gab es auch und Hühner und den Hund vom Florian, dem Hüttenwirt. Ein ganzer Bergzoo für kleine und große Kinder zum Staunen und Streicheln!

Am nächsten Tag ging die Familiengruppe auf Schatzsuche: da ja früher einmal vor vielen, vielen Jahren die ganze Erde und so auch die Alpen mit Wasser bedeckt waren, gab es auch Piraten in der Gegend.;-) Und Piraten verstecken ja bekanntlich Piratenschätze, und zu diesen führt, wie jedes Kind weiß, eine Schatzkarte. Bei brütend heißem Wetter machten wir uns also mit einer tollen Schatzkarte bestückt auf zum Alpsee, denn dort sollte der Schatz versteckt sein. Auf schmalen Pfaden, über einige kleine Bäche, entlang an vielen Kühen, durch ein „sehr gefährliches“ Moor und an vielen Murmeltieren vorbei, kämpften wir uns durch die Hitze bis zum See. Zielsicher hoben die Kinder den versteckten Schatz und machten sich gemeinsam über die Leckereien her.

Nach einem Picknick am See folgte ein kühles Bad. Die mutigen Papas und unsere kleinen Wasserratten genossen die Abkühlung sehr.

Dieser schöne Tag, mit einer erlebnisreichen kleinen Wanderung durch wunderschöne Landschaft, endete mit leckerem Essen und nettem abendlichem Beisammensitzen.

Unseren dritten Tag verbrachten wir kletternd an den Spuller Platten. Bepackt mit unserem  Klettermaterial liefen wir wieder den Berg hinunter Richtung Spuller See. Zuerst probierten die Kinder ein bisschen, die Platten zu besteigen, verloren aber doch recht bald die Lust (bei der Hitze auch kein Wunder) und spielten anschließend zufrieden am nahe gelegenen Bach. Währenddessen kletterten wir Eltern einige interessante Routen. Den Rest des Tages verbrachten wir gemeinsam an der Hütte und die Kinder auf dem zur Hütte dazu gehörenden Spielplatz – alle glücklich und zufrieden!

An unserem vierten Tag wollten drei Erwachsene eine anspruchsvolle alpine Mehrseillängenroute wagen. Leider hielt das Wetter nicht das Versprochene, und die drei mussten am Einstieg abbrechen und kehrten enttäuscht zur Hütte zurück.

Nachdem Stunden später das Wetter wieder aufklarte, unternahmen wir mit der gesamten Gruppe  eine kleine Wanderung zum Stierlochjoch. Über einen schmalen Pfad immer leicht aufwärts hieß es aufpassen, denn an ein zwei Stellen fiel der Hang einige Meter steil ab, aber unsere Kleinen managten diese Anforderungen prima. Nach einer kleinen Mittagspause in einer windgeschützten Mulde – denn der Wind pfiff ganz schön durchs Joch – machten wir uns weglos und kletternd auf den Heimweg, an vielen Murmeltierlöchern und einem Minibergsee vorbei. Zwischendurch konnten wir noch gegen den Wind gelehnt fliegen und eine kleine Eselstreichelpause einlegen. Wieder eine abenteuerlich kleine, aber feine Tour. Auch diesen restlichen Nachmittag verbrachten wir größtenteils gemütlich an der Hütte, während sich noch einige Unermüdliche am direkt hinter der Hütte liegenden Hauskletterfelsen ausprobierten.

Am folgenden Tag war Elterntag! Ohne Kinder konnte ein Großteil unserer Gruppe auf den nahe gelegenen Hausberg Spuller Schafberg wandern. Bei gutem, aber windigem Wetter erklommen sie tapfer 700 Höhenmeter über Grate hinweg bis zum Gipfel. Zufrieden und gutgelaunt kamen sie heil wieder bei uns unten auf der Hütte an. Die Kinder durften in der Zwischenzeit mit unserer „familiengruppeninternen Kinderbetreuung“ ;-) im neben der Hütte gelegenen Blockgelände klettern und von den Felsbrocken springen, auf der Suche nach dem Esel auf der nahe gelegenen Alpe frische Milch trinken, am Bach und auf dem Spielplatz spielen, spielen und nochmals spielen...

Am Nachmittag durfte dann die „Familiengruppenkinderbetreuung“ eine alpine Übungs-Mehrfach-Seillänge angehen, von der sie aber nach einer mühseligen ersten Route wieder zurückkehrte, da aufgrund des Windes und der Neigung der Klettertour Kommunikation kaum bis gar nicht möglich war und die gesamte Tour aufgrund der Schwierigkeit doch zu lange gedauert hätte.

Der sechste Tag sollte neblig und nass werden. Und diesmal stimmte die Vorhersage sehr genau. Aber wir ließen uns davon nicht einschüchtern und unternahmen am Vormittag einfach eine Nebelwanderung auf der Suche nach den von Heidi und Peter verloren gegangenen Ziegen und Schafen. Mit Expressschlingen zum Klingeln (Schafs- oder Ziegenglocken!) bestückt lief ein Teil unserer Gruppe vorweg, verschwand im Nebel und versteckte sich im Gelände. Die andere Hälfte der Gruppe folgte nach einer Weile und machte sich auf die Suche nach den Schafen und Ziegen. Dies sollte sich als gar nicht so einfach erweisen, da wir nicht mit den vielen Kühen gerechnet hatten, die überall aus dem Nebel auftauchten und uns mit ihren Glocken fast in die Irre geführt hätten. Aber mit unserem feinen Spürsinn entdeckten wir die verloren gegangenen Schäfchen – sie hatten glücklicherweise vom Klingeln zum Mäh-Rufen über gewechselt! Nach dem Aufstöbern der Gruppe tauschten wir die Rollen und diesmal sollte es mit dem Aufspüren noch schwerer werden, denn dass nun hügelige Gelände bot bestes Versteck-Gelände.

Für den Nachmittag hatten wir wegen des angesagten regnerischen Wetters die Kletterhalle gebucht.  Nach spielerischem Klettern, am Seil herum baumeln, sich von der Wand abdrücken, wendeten wir uns nach einer Weile der musikalischen Seite zu. Und endlich kam die mitgeschleppte Gitarre zum Einsatz und wir verwandelten den Kletterraum in eine Lagerfeuer-Sing-Atmosphäre, und mehrfach schmetterten wir:

Finster, finster, finster, finster,
nur der Glühwurm glüht im Ginster
und der Uhu ruft im Grunde,
Geisterstunde.
Schwarze Raben krächzen
und Gespenster ächzen:
ui, ui, uii.

An unserem achten und letzten Tag in den Bergen wanderten wir wieder Richtung Alpsee. Da unsere Kinder von Tag zu Tag trittsicherer, zügiger und geländegängiger wurden, kamen wir so gut vorwärts, dass wir noch einiges weiter als bis zum See kamen. Wir liefen in das hinter dem Bergsee liegende Tal, durch dass sich ein eiskalter Bergbach schlängelte – ideales Spielgelände für unsere Jungs und Mädels. Vor lauter Staudamm bauen, Kieselsteine werfen, Bilder auf platte Steine einritzen, waren sie kaum zum Essen zu überreden. Und nach der Begehung eines mitten im Tal liegenden kleinen Bergrückens machten wir uns wieder auf den Heimweg. Auch dieser war wieder sehr erlebnisreich, denn unser Weg zog sich an hunderten von Kühen und Kälbchen vorbei, die (fast :-) alle gestreichelt, bestaunt und beobachtet werden mussten.

Am Abreisetag hieß es dann nach dem Frühstück alles zusammenpacken, Gepäck verstauen und zum Spuller See absteigen. Dort übernahmen wir wieder unser Gepäck und fuhren mit dem Bus zurück nach Lech. Dort trennten sich unsere Wege – manche fuhren nach Hause, manche weiter... 

Fazit:

  • eine erlebnisreiche und wunderschöne Gegend
  • sehr gute Stimmung und lustiges Beisammensein mit der Familiengruppe
  • super Zimmerlager, großzügige Bäder
  • sehr leckeres Essen und nettes Hüttenpersonal
  • viele tolle Klettermöglichkeiten (auch wenn wir sie alle gar nicht nutzen konnten)
  • im großen und ganzen super Wetter
  • und noch nie sooo viele Murmeltiere gesehen!
  • (Das einzig Negative: Lärmpegel im Essensraum und
  • Ansturm auf leckeres und extrem großzügiges Frühstück sehr hoch)

Also, die Versprechungen und Erwartungen sind alle in Erfüllung gegangen!

Text: Karolin Weisser

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